Das Feuerschiff

Fernsehspiel 2008
Aspekt Telefilm für ARD/NDR

Regie: Florian Gärtner
Drehbuch: Lothar Kurzawa (nach der Novelle von Siegfried Lenz)
Kamera: Achim Poulheim
Schnitt: Regina Bärtschi
Musik: Jörg Lemberg
mit Jan Fedder, Axel Milberg, Tobias Schenke

Filmfest Hamburg 2008
Deutsche Filmwoche 2008 in Pristina / Kosovo
15. Shanghai Television Festival 2009: Golden Magnolia Award nomination: Best international director

Ausgerechnet am letzten Tag vor der Frührente nimmt Kapitän Freytag (Jan Fedder) drei Schiffbrüchige an Bord seines alten Feuerschiffs. Die entpuppen sich als Gangster: Caspary (Axel Milberg) und seine Männer nehmen die Crew als Geiseln. Freytag will einen Kampf vermeiden. Für Sohn Fred (To­bias Schenke) ist das ein Zeichen von Schwäche… Geradlinig und fesselnd wird nach dem Verhältnis von Ethik und Gewalt gefragt. Ganz im Sinne des Autors Siegfried Lenz, der hier als Angler auftritt.

Pressestimmen

„Fesselndes Kammerspiel mit Thrill und Tiefgang“
– TV Spielfilm

Der Film war zunächst als actionreicher Thriller geplant, sehr frei nach Lenz. Doch die Kraft der literarischen Vorlage und die Stärke der Dialoge ließ den NDR umdenken. Und so ist „Das Feuerschiff“ für Florian Gärtner „ein Kammerspiel mit den Untertönen eines Psychothrillers“. Als Referenz hatte der Regisseur, der bisher Furore machte durch seine beiden Alten-Dramen mit Rosemarie Fendel und Suzanne von Borsody, „12 Uhr mittags“ mit Gary Cooper im Kopf.
„Ein Western auf dem Wasser“, befindet auch Jan Fedder. Beide Filme sind gleichnishaft erzählt. Milberg versteht den Lenz-Text „als eine Parabel auf die passive, abwartende Haltung vieler Deutscher während der Nazizeit“. Für die Zuschauer dürfte das Dritte Reich als Bezugspunkt für diesen psychologisch spannenden ARD-Fernsehfilm wohl nicht mehr relevant sein. Andere Deutungen liegen näher. Fragen drängen sich auf: Ist nur gewaltloser Widerstand legitim oder darf man Gewalt mit Gegengewalt abwehren? Lasse ich mich also auf die Spielregeln ein oder reagiere ich vernünftig, besonnen und vertraue meinen Idealen?
Der Film lebt von der Grundspannung der bedrohlichen Situation, die sich hinzieht. „Es entsteht ein schläfriger Schwebezustand an Bord“, umschreibt es Milberg. Die Stärke des Films besteht darin, diesen realistisch gezeigten Ausnahmezustand nicht in Langeweile kippen zu lassen. Eine wichtige Rolle für den Unterhaltungswert spielt die ungleiche Kommunikation zwischen dem sprachverliebten Kopf der Verbrecher und dem wortkargen Kapitän.
– Rainer Tittelbach, tittelbach.tv

„Das Feuerschiff segelt mit Qualität:
Jan Fedder gibt den Kapitän. Schon in „Der Mann im Strom“, einer anderen Lenz-Adaption, hat der Ur-Hamburger gezeigt, dass die Rolle des Herzblutbullen vom „Großstadtrevier“ sein Talent nicht ausschöpft. (…) In „Das Feuerschiff“ agiert er auf vergleichbarem Niveau. Dabei kommt ihm entgegen, dass es sich um eine Figur von ähnlicher Unbeugsamkeit und Ambivalenz handelt. Mit ihren archaisch wirkenden Vorstellungen von Verantwortung und Verlässlichkeit scheitern letztlich beide Protagonisten an einer weit geschmeidigeren Umwelt.
Regisseur Florian Gärtner und Drehbuchautor Lothar Kurzawa halten sich über weite Strecken – bis hin zu einzelnen Dialogen – an die literarische Vorlage von Siegfried Lenz. Der hat hier übrigens einen kleinen Cameo-Auftritt als Angler. Wie das Buch lebt auch die Inszenierung eher von atmosphärischer Dichte und innerer Dramatik als von Action-Szenen. Packend ist der Film immer dann, wenn er sich auf den Psychokrieg zwischen dem bärbeißigen Kapitän und dem zynisch-intellektuellen Dr. Caspary konzentriert.
Axel Milberg glänzt dabei als mephistophelischer Oberverbrecher, dem es mit der Zeit zu einem perfiden Vergnügen wird, Freytags eherne Grundsätze zu untergraben. Wenn man dieses Duell als Widerstreit von Pragmatismus und Prinzipientreue interpretiert oder als Aufbegehren gegen die allgegenwärtige Diktatur vermeintlicher Sachzwänge verstehen will, dann wirkt es tatsächlich höchst aktuell.“
– Die Welt

„Spannender Western auf See“
– Stern

«Das Feuerschiff» ist ein beklemmender, düsterer Film. Jederzeit hat man das Gefühl, als könnte die Situation auf dem Schiff eskalieren und ein offener Kampf entbrennen. Diese Spannung, die sich im Laufe des Films immer weiter steigert, ist das zentrale Element dieser Geschichte, die auf der literarischen Erzählung von Siegfried Lenz basiert. Durchzogen wird der komplette Film bis auf wenige Stellen von einer passenden Hintergrundmusik. Die Szenen, in denen keine Musik eingesetzt wird, stechen dann besonders hervor. Regelmäßige authentische Soundeffekte wie das ständige Knarren des Schiffs intensivieren die beklemmende Atmosphäre, die den Film auszeichnet. (…) ein guter und spannender Film, der besonders durch die exzellenten und authentischen schauspielerischen Darbietungen von Axel Milberg als Caspary und ganz besonders von Jan Fedder als Kapitän Freytag glänzen kann. Wer sich auf die ruhige, psychologisch aufgeladene Atmosphäre ohne jegliche Action einlassen kann, wird seinen Gefallen an dem Film finden. Aber Achtung: Dies ist kein Popcornkino, das man anschaut und sofort wieder vergisst. Nein, gemäß der Lenz‘schen Vorlage, ist dies ein Drama, das einen nach der Konsumierung nicht sofort loslässt.
– Jan Schlüter, Die Kritiker, quotenmeter.de

„Spannungsreiches Drama nach dem Roman von Siegfried Lenz, der ganz auf die klaustrophobische Notlage der Protagonisten setzt.“
– Filmdienst

Regisseur Florian Gärtner („Das zweite Leben“) inszenierte diesen Psychothriller nach Siegfried Lenz, der hier übrigens einen Gastauftritt als Angler hat. Es ist zwar nicht die Erstverfilmung des Bestseller, dafür aber die packendste, weil brillant gespielte. Besonders Jan Fedder, vielen Zuschauern als Polizist Dirk Matthies aus dem „Großstadtrevier“ bekannt, zeigt hier nach seinem preisgekrönten Auftritt in der Siegfried-Lenz-Verfilmung „Der Mann im Strom“ einmal mehr eine starke schauspielerische Leistung als Kapitän im letzten Einsatz.
– Prisma